Als ich den vor über 25 Jahren gebauten
Trümmerhaufen der Graupner Littorina auf einem Regal im Keller fand, gab
es eigentlich nur zwei Optionen: 1. Die sofortige Entsorgung oder 2.
die komplette Instandsetzung. Ein einfaches Abstauben und
Inbetriebnehmen ging aus Gründen des Stolzes nicht, denn zum einen waren
meine Qualitäten als Modellbauer an diesem Modell unterirdisch, zum
anderen ist der Bausatz eines Modelles unwürdig. Also, was machen?
Genau! Einfach zerlegen, optimieren, nach Originalvorlagen neu bauen, die unbrauchbaren Reste entsorgen.
Das Beiboot
Alles begann mit der Neugestaltung des Beibootes. Das
Original-Bausatzbeiboot war ein unförmiger Klumpen Tiefziehplastik. Also
den vorderen Teil entfernen und aus Kunststoffplatten und 2K-Masse neu
formen. Den Motor, den Tank, die Ruder nach Vorlagen selbst bauen und
das Ganze mithilfe alter Decals neu gestalten. In diesem kleinen Ding
stecken rund 5 Tage Arbeit. Noch fehlt der Anker.
Das Ruder
Nach dem Beiboot kam der Rest... der Rest des Rumpfes, den ich damals
lieblos zuschnitt, dilletantisch verklebte, grottigst bemalte... Bevor
es an die Optik geht, muss die Technik optimiert werden. Das Original
verfügt über ein so genanntes Becker-Ruder, mein Modell besaß.. genau,
ein Ruder, das aus zwei Teilen Tiefziehplastik zusammengepappt war. Ich
wollte zuerst die Bilder des vorher - nachher Zustandes nicht zeigen,
aber ich muss durch dieses tiefe Tal schreiten. Gleichzeitig erfolgte
der Neubau des Achterstevens, der dem Original ähneln soll und
gleichzeitig das Ruder stabilisiert.
Der Rumpf
Der Rumpf... ja, auch so ein düsteres
Kapitel. Hier sind etliche Hürden zu nehmen. Zum einen habe ich damals
die Holzdecks, ohne diese vorher genau anzupassen, einfach auf die dafür
vorgesehene Leiste geklebt. So sah es zumindest aus, aber als ich nun
die Decks herausriss, da sah ich, dass die Decks bis zu einem Zentimeter
über der Leiste schwebten und die Lücken mit dilettantisch großen
Mengen Klebstoff verfüllt waren. Jetzt hieß es, die unglaublich feste
Masse zu entfernen, wobei die Substanz des Rumpfes nicht zu stark
angegriffen werden sollte. Eine echte Gradwanderung. Da die Bordwände
von innen mit neuem Polystyrol beklebt werden, sind die Frässpuren nicht
sonderlich schlimm.
Dann mussten die Bullaugen neu gesetzt werden. Als Kind hatte ich mir von meinem Taschengeld extra neue Bullaugen gekauft (Modell Messingrand und Schraubenköpfe). Diese mussten nun entfernt und zudem die Öffnungen korrigiert werden.
Das Bugstrahlruder
Das wollte ich immer schon haben. Das
kannte ich von den großen Schiffen in Italien... Ein Querstrahlruder.
Als Kind war es schon aufgrund des Preises, der Einbauprobleme und der
Tatsache, dass ich gar keine passende Fernsteuerung gehabt hätte ein
Wunschtraum.
Jetzt hätte ich die 35 € übrig, aber die
Firma Graupner hat ihren Bestand und Angebot verändert. Heißt konkret,
dass keiner mehr Modellbau betreiben will und folglich der Kram nicht
mehr geliefert wird. Also: Genau!!! Selber bauen!!!
Das graue Rohr stammt aus dem
Elektrofachhandel. Der Rest wurde umständlich gebaut, getestet und für
gut befunden. Arbeitszeit insgesamt 6 Stunden.
Die Back
Ankerwinde
Die Back - das vordere Deck - verfügt über viele Details, die leider im
Originalbausatz nur rudimentär, gar nicht oder falch dargestellt sind.
Dies versuche ich nun mithilfe von Bildern und entsprechenden
Detailarbeiten zu kompensieren. Hier zum Beispiel die Ankerwinde. Alles
aus Polystyrol und reine Handarbeit. Als Vergleich dient eine 1
Euro-Cent Münze.