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Verschiedene Probeläufe verschiedener Varianten |
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Der erste Grobentwurf - noch ohne Fensterläden und Schriftzug - des What-if-Hauses |
Das Gebäude
Immer wieder wurde mir von dem einst größten und schönsten Fachwerkhaus in Bensheim erzählt. Dem Mespelbrunner Hof. Reichlich ausgeschmückt und imposant. Was jedoch von dieser Pracht blieb... Nichts!
Der Mespelbrunner Hof, benannt nach dem ursprünglichen Besitzer und Erbauer Velten Echter von Mespelbrunn (21.05.1550 - 24.09.1624), stand an der Ecke Hauptstraße, Schlinkengasse.
1955 wurde das Gebäude abgerissen, lange bevor der Denkmalschutz existierte bzw. hätte eingreifen können. Und auch vorher war dem Mespelbrunner Hof schon etliches widerfahren, was ihn erheblich veränderte. Zum einen brannte das Original ab, danach wurde er ohne Erker wieder erreichtet. Dann kam die Zeit des Eisens - das einst steinerne Erdgeschoss wich einer eisernen Konstruktion, die das Gebäude zu einem Geschäftshaus mutieren ließ, aber auch so wirkte das Gebäude beeindruckend und schön.
Groß prangte der Schriftzug "Siegfried Haas" an der Fassade und lud zum Einkauf ein. Siegfried Haas?
Familie Haas
Was ist aus dem Geschäft und den Inhabern geworden? Die jüdische Familie Haas (Siegfried (17.02.1862 - 30.05.1938) und Betty (geb. Frank 24.02.1875 - ?) waren Besitzer des Hauses und betrieben das altwehrwürdige Geschäft. Nach dem Tod ihres Mannes führte Betty die Geschäfte weiter. Mit der Machtergreifung der Nazis ereilte die Familie auch der Naziterror. Die Familie wurde ihres Besitzes und ihres Vermögens beraubt - die Wohnung verwüstet, Betty Haas wurde verhaftet und rettete sich in die USA. Dort lebte sie in den 1950er mittelos in einem Altenheim.1, 2,
Das Modell
Erst durch die Versuche, Gebäude als Modelle neu entstehen zu lassen, taucht man tief in Details ein. Man vergleicht Fotos und Pläne, probiert aus, schaut bei den Bildern nochmals genau hin, entdeckt Kleinigkeiten und manchmal muss man auch Kompromisse eingehen. Nicht alle Details des Gebäudes sind bekannt, nicht alles ist im Modell machbar. So fiel irgendwann die Entscheidung, nicht die erste Version des Gebäudes mit Erkern und steinernem Erdgeschoss zu erstellen, sondern eine auf einem von 1905 stammenden Fotografie als Vorbild zu nehmen. Egal wie... es war ein traumhaft schöner Fachwerkbau...
1: Geschichtswerkstatt Geschwister Scholl (2004): Synagogenbrand und Judenverfolgung in
der Pogromnacht Bensheim 1938. Das Schicksal der Jüdischen Gemeinde und ihrer
Synagoge, Seite 172ff.
2: Hessisches Staatsarchiv Darmstadt: Aberkennung der deutschen Staatsangehörigkeit von jüdischen Einwohnern in Bensheim, hier Betty Haas.