Viele Wege führen nach Rom, viele Wege führen durch Türen und es gibt viele Wege Türen zu öffnen. Manche sind allgemein bekannt, manche sind strafbar und andere sind... nun, sagen wir mal... interessant.
In einem alten Haus von 1877 wurde eine altersbedingt unwillige Tür davon überzeugt, sich öffnen zu müssen. Die Bewohner des Hauses griffen zur Stichsäge und es wurde eine Öffnung geschaffen, die das Hindurchgreifen erlaubte und ein Öffnen der Tür ermöglichte.
Man wählte eine Stelle und Größe der Öffnung, die man als Person, die die Tür zu reparieren hat, eher nicht gewählt hätte.
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Abb. 1: Status Quo |
Das Loch wurde in die Füllung gesägt, ungünstigerweise auch in den gefasten Teil, was eine Instandsetzung und eine spätere Belastung der reparierten Stelle erschwert.
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Abb. 2 |
Nur zwei Seiten weisen die volle Stärke des Materials auf, die zwei Seiten im Außenbereich der Füllung sind nur halb so stark, wie die jeweils gegenüberliegenden Seiten.
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Abb. 3: Probeweise eingesetztes Holzstück |
Zuerst wurde das herausgesägte Teil angehalten (Abb 3), um zu sehen, ob die Spalte nicht zu groß sind und eine Reparatur überhaupt noch möglich ist. Da die Reparatur eine gesunde Mischung aus Zeit- und Kostenaufwand bei einem gleichzeitig guten optischem Ergebnis bringen sollte, war insbesondere die Ausrichtung des eingesetzten Teiles wichtig. Dieses sollte auf beiden Seiten und an allen vier Schnittkanten fluchten.
Um dies zu erreichen, wurden an der dünnen Seite der Füllung Nägel (Abb. 5 & 6) eingesetzt, die zum einen Stabilität bringen, zum anderen aber auch als Führung dienen sollten. An den dicken Seiten der Füllung wurden Nägel im 45° Winkel eingeschlagen (Abb. 6), die später auch ein genaues Ausrichten während des Klebens ermöglichen konnten.
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Abb. 4: Bereits mit Stiften und Keil probeweise fixiertes Teil |
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Abb. 5: Stifte zur Ausrichtung an der dünnen Seite der Füllung |
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Abb. 6: Stifte und Nagel im 45° Winkel zur Fixierung und Ausrichtung |
Um nun eine ausreichend feste Verbindung und gleichzeitig eine Füllung der Naht zu erreichen, wurde Ponal PUR-Kleber eingesetzt. Dieser wurde gemäß Gebrauchsanweisung auf einer Glasscheibe angemischt und auf alle vier Seiten der einzusetzenden Bauteils aufgetragen. Danach wurde das Bauteil mithilfe der Führungsstifte eingesetzt und die Nähte so lange von beiden Seiten ausgespachtelt, dass keine Lücken zu erkennen waren.
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Abb. 7: Ausgefüllte Nähte mit Fixierkeil |
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Abb. 8: Ausgefüllte Nähte mit Fixierkeil |
Danach wurde die Tür zum Aushärten zur Seite gestellt. Aufgrund der niedrigen Temperaturen konnte der PUR-Kleber selbst nach 5 Stunden noch immer nicht bearbeitet werden.
Am darauffolgenden Tag - knapp 12 Stunden nach der letzten Kontrolle - zeigte sich der Ponal Kleber immer noch nicht in Gänze ausgehärtet, wobei nicht klar war, ob dies die gewollte Konsistenz darstellt, ein Ergebnis der niedrigen Temperaturen war oder ob beim Anmischen ein Fehler aufgetreten war (was aufgrund der bereits immer erfolgreich eingesetzten 2K-Kleber ausgeschlossen werden kann).
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Abb. 9: Zustand nach ca. 15 Stunden |
Die Klebenähte und die Übergänge wurden mit 60er Schleifpapier maschinell und manuell abgeschliffen, so, dass Überstände entfernt und eine einheitliche Oberfläche erzielt wurden.
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Abb. 10: Zustand nach Grobschleifen (60er) |
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Abb. 11: Abziehen der Kanten mit Feinspachtel |
Danach wurden die Stellen auf beiden Seiten der Tür mit Feinspachtel / Lackspachtel abgezogen (Abb. 11) und nach Aushärten des Spachtels geschliffen.
Der Feinspachtel - eine noch existente Tube Lackspachtel der Firma Molto - brauchte ebenfalls eine relativ lange Zeit zum Trocknen und würde nach den gemachten Erfahrungen auch nicht mehr eingesetzt werden. Ein schnell trocknender Autospachtel erhielte den Vorzug.
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Abb. 12: Die ersten zwei Schichten Farbe auf der Füllung |
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Abb. 13: Nach drei Farbaufträgen und Montage des aufgearbeiteten Schlosses |
Da auch die Farbe vorhanden war, wurde OBI Glanzlack 2 in 1 RAL 9001 aufgetragen, nachdem die alten Farbschichten angeschliffen worden waren (Abb. 12). Das Schloss wurde jetzt erst abgenommen, eine Entscheidung, die besser vorher getroffen worden wäre, da dies die Schleifarbeiten erleichtert hätte. Es wurde von den alten Farbschichten gereinigt, die blanken Teile von Rost befreit, die Schraubenköpfe mit einer Eisensäge neu eingeschnitten. Alle Schraubenlöcher wurden neu verfüllt (Rundholz mit Weißleim eingeklebt) und die Schrauben eingesetzt. Die blanken Metallteile (Türgriffe und Schraube) wurden mit schwarzen Lack gegen Rost geschützt. Diese Teile waren zuvor blankes, angerostetes Metall (Abb. 13).
Nachdem der Lack getrocknet war, wurde die Tür wieder eingesetzt und ließ sich nun problemlos öffnen und schließen (Abb. 14, 15, 16 & 17).
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Abb. 14: Die aufgearbeitete Tür vor dem EInsetzen |
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Abb. 15: Die eingesetzte Tür (außen) |
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Abb. 16: Die eingesetzte, geschlossene Tür (innen) |
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Abb. 17: Die eingesetzte, geschlossene Tür (außen) |
Der Arbeitsaufwand lag bei rund 15 Stunden, die sich auf drei Tage verteilten. Die Kosten (OHNE Arbeitslohn) bei ca. 40 Euro. Die Erfahrung: Es gibt nichts, was es nicht gibt.... und DENKEN bevor man solche Wege der Türöffnung ergreift!!!