Eigentlich ist Modelleisenbahn etwas für Kinder oder alte Herren... oder für das Kind im Mann generell. Als Kind durfte ich mit der alten H0 Märklin Anlage meines Vaters und Großvaters spielen, allerdings reichten meine zeitlichen, finanziellen und bastlerischen Fähigkeiten nicht aus, um aus den 50er Jahre Modellen eine Anlage zu bauen, die den Standards der damaligen Zeit (80er und 90er Jahre) entsprach, aber mit ein wenig Grasmatte und Plakafarbe... ich hatte halt eine kleine Anlage. Alles noch mit den Metallgleisen und Wikingautos mit Fensterscheiben, die mit Bleistift aufzeichnet waren. Die erste Erweiterung dieser Anlage baute ich auf einer Holzplatte mit K-Gleisen. Ohne Grasmatte, denn ich wollte ja wie Bernhard Stein alles selber begrünen, der Faller Katalog und ein Begleitheft zum Anlagenbau zeigten immer wieder die Fähigkeiten dieses Modellbauers... Ich wollte es so machen, aber da gab es wieder zwei Hürden: richtig, das Geld und die Technik. Mir fehlte das Geld für die damals schon sündhaft teuren Begrasungsgeräte und damit war der Todesstoß für meine Anlage gesetzt. Die Anlage wurde abgebaut.. nein, eher demoliert und in Kartons verpackt, ungeordnet, versteht sich.
Während der Ausbildung dann wieder der Gedanke an eine eigene Anlage... aber die Größe... wohin mit dem ganzen Kram... Module! Module sind die Lösung, aber selbst in H0 noch zu groß. Beim Bummel durch die Stadt mal kurz bei einem Händler vorbeigeschaut, und... Oh! Ein Konvolut von gebrauchten H0e Loks und Waggons. Für 28 Mark (14 Euros für die armen Seelen, die diese glorreiche Währung nicht genießen durften). Also schnell gekauft und ein kleines Modul gebaut... Tja, es kam, wie es kommen musste. Auch das lag dann danieder.
Vor kurzem ein noch kürzerer Gedankenblitz... seltener Zustand... was machen eigentlich die Lokomotiven der H0 und H0e Anlage. Ab in den Keller und es geschah. Eine Anlage muss her, klein, kompakt und mit den Materialien der alten Anlage, naja, noch ein paar neuere Dinge... Bogenweichen und ein paar Flexgleise, wegen der Laufruhe.
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Begrasungsgerät selbst gebaut |
Holzplatten - 13mm Tischlerplatte, 3mm Mdf-Platte, wasserfester Holzleim, Grünkram war teilweise noch vorhanden, eine Begrasungsmaschine. WAS? Um die 100 Euro. Im Leben nicht! Ich mache es kurz: Fliegenklatsche für 2,50 €, Sieb für 2,50 € und ein altes Netzteil. Ein bisschen Löten und fertig! Dazu noch ein Stück Aluminium, um kleiner Stellen begrasen zu können. Das war's.
Gut, es bedarf der Übung und ich bin sicher, dass die großen Dinger der namhaften Hersteller besser sein dürften, aber wenn ich die Spannung hoch drehe, dann funkt's. Im wahrsten Sinne des Wortes.
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Planungsvarianten |
Die Anlage soll also im Dachaufgang entstehen, ein Raum, der 2,10 Meter lang und breit ist und über eine Klapptreppe erreicht werden kann.
Ich nahm mein Brett, beklebte es mit Styropor, brachte selbstgeschnittene Korkgleisbetten an und gestaltetet die Landschaft mit Gips. Das ganze wurde wie bei Herrn Stein mit Farbe lasiert und begrünt mithilfe meiner Begrasungsfliegenklatsche! Die vielen kleinen Grasbüschel, egal, ob groß oder klein wurden selber gebastelt und der Airbrush brachte unterschiedliche Grüntöne in die Anlage. Das war's. Der Kauf des Holzleimes, der Dispersionsfarben, des Schotters und der Gräser stellten den Hauptkostenfaktor dar. Die Ständer entstanden aus Bau- und Restholz und wurden einheitlich - wie auch das Modul selber - in grau gestrichen. Rund 7 Tage Dauerbasteln. Es fehlt der Draht am Zaun, die Bäume an der Hütte werden zahlenmäßig noch steigen, der Traktor, die Milchkannen, die Männekes, mehr Büsche... - Hauptsache das Teil ist erst einmal in Position. Wenn alles fertig ist, sollen die Feinarbeiten alles abschließen.
Es ist übrigens das schmalste Modul, da es genau in der Verlängerung zwischen Wand und Treppenaufgang passen muss - also nur 9,5 cm breit sein durfte. Es wurden dann aber 10,3 cm! Klappt trotzdem. Durch den Steilhang wirkt die Konstruktion ein wenig imposanter.
Nachdem ich bereits oben Bernhard Stein erwähnt hatte, muss ich einen weiteren Motivator auch nennen. Die neue Generation der Modellbahnbauer orientiert sich noch besser - im Grunde perfekt - an der Natur und Anlagenbauer wie Josef Brandl und deren meisterhafte Anlagen halfen mir, die Entscheidung für eine eigene Anlage zu treffen. STOPP! Ich werde meine Anlage nicht wie ein Herr Brandl bauen... können. Ich kann es nicht! Ich will in dieses erste große Bauprojekt auch nicht das Geld in die unzähligen Grasmatten und Flockagen stecken ohne zu wissen, wie man sie anwendet, wie sie wirken und was am Schluß dabei herauskommt. Und so wie Herr Brandl: Chancenlos!
Wo aber ist die H0e? Gemach, Gemach! Im nächsten Modul geht es los... und weiter!