Aeronaut Clipper - Ein Segelschiff für Anfänger!?

Aeronaut Clipper Segelboot Baubericht und Erfahrungen, aero-naut clipper 300200

Baubericht und Verbesserungen

Nachdem ich meine Bella - mittlerweile muss ich nach zwei gebauten Schiffen des Typs Bella wohl die Mehrzahl benutzen - gebaut und erfolgreich zu Wasser gelassen hatte, wollte ich sowohl für zwei kleine Freizeitkapitäne als auch für die rüstige Rentnerschaft ein Boot haben, bei dem man keine Angst vor Schäden durch Manövrierunfälle oder unsachgemäßen Umgang haben muss. Die guten Erfahrungen mit der Bella veranlassten mich zum Kauf des Aeronaut Bausatzes Clipper (Best.No. 300200) und ich hoffte auf einen ähnlich qualitativ hochwertigen Bausatz wie ich ihn von der Bella kannte.

Der Bausatz

Der Bausatz wird in einer durchsichtigen Kunststoffverpackung (ähnlich einem zusammensetzbaren Karton) angeboten, der zum einen ein Bild eines gebauten Schiffes zeigt und zum anderen einen Blick auf die enthaltene Bauteile bietet.
Die Holzbauteile sind nicht wie bei der Bella lasergeschnitten sondern in Stanztechnik gefertigt, was bereits beim ersten Blick durch unschöne Verwerfungen / Dellen im Holz negativ auffällt. Leider sind auch viele Teile, und dies betraf die wichtigen Spanten, nicht richtig durchtrennt, schlimmer noch, sie sind gar nicht erst als Prägung zu erkennen gewesen. Auch die Bleibombe (in diesem Fall aus verchromten Stahl) bewegte sich munter durch die Verpackung und schuf so eine erhebliche Arbeitserleichterung, da sie durch die Größe, Masse und die damit verbundene Wucht beim Transport etliche Teile bereits aus den Bretter gelöst hatte. 
Es liegt eine farbige Bauanleitung bei und diese dürfte auch alle Fragen eines interessierten Einsteiger in den Modellbau beantworten.
Zudem liegt auch wenig Schleifpapier bei und ein Holzstückchen, welches mit dem Schleifpapier versehen, einen Schleifklotz bildet. Eine nette Beigabe.
Dass auf der Verpackung bereits ein Druckfehler ist und die Kabine auf dem Bild von der späteren Version abweicht, hätte vielleicht schon auf das, was mich später erwarten sollte, hinweisen  können, aber jetzt erst einmal zu den essentiellen Dingen.

Aero-naut Clipper - Baubericht und Erfahrungen - Der Rumpf ist fast fertig

Der Bau

Was man braucht, sollte jeder Modellbauer - auch die Neueinsteiger - ohnehin im Hause haben. Ein Teppichmesser, eine Feile, Klebeband, wasserfester Holzleim, Stecknadeln, eventuell ein gerades und ausreichend großes Bastelbrett und... dazu später.
Als einer der ersten Schritte trennt man die benötigten Teile des Rumpfes aus den Brettchen. Immer schön der Stanzmarkierung folgen, wenn da immer eine zu erkennen wäre. Dies war nicht der Fall und so kam es, dass essentielle Teile zweier Spanten abgetrennt wurden, bzw. am Brett verblieben. Neben den unschönen Strukturen, die die Stanzen auf den Holzbrettern hinterlassen, ist dies ein echtes Manko und dient sicherlich nicht dazu, Modellbauneulinge an das Hobby heranzuführen. Hier kommt bei jungen, unerfahrenen Modellbauern vermutlich eher Frust auf.
Wenn man nun die erste Hürde überwunden hat und alle Teile zum Zusammenbau vorliegen, dann sollte man erst einmal alles trocken zusammensetzen. Die an den Spanten befindlichen Befestigungslaschen, die später in das Deck gesteckt werden, passen nur teilweise, weil entweder die Ausschnitte auf dem Deck zu klein sind, oder die Laschen fertigungsbedingt zu kurz, zu lang oder zu unpräzise gestanzt wurden.
Hält man sich nun aber an alle Schritte, dann dürfte der Zusammenbau des Rumpfes problemlos verlaufen. Einmal abgesehen von dem ästhetischen Schnitzer, dass das Deck - die Decksbeplankung nicht gerade verläuft, sondern leicht schräg zur Längsachse des Schiffes.
Warum aber nicht aus Gründen der Ästhetik und der Dichtheit nicht noch ein dünnes Brettchen als Abdeckung für die Außenseite von Spant 12 (Heck) bereitgestellt wurde, bleibt ungeklärt. Ich habe einfach ein Sperrholzbrettchen aufgeklebt. Damit sind die Lücken geschlossen und ich kann den Rumpf in Holzoptik belassen.



Beim Mast war ich zuerst von den Halterungen begeistert. Sogenannte Ösenfedern halten die Segel, die Bäume und bilden die Schlaufen für die Klemmschieber. Beim Montieren der Einzelteile merkte ich jedoch schnell, dass das Ganze nicht so richtig stimmig war. An den Ösenfedern hat es sich bewährt, die Ösen um 90° zu drehen.
Bei den Segeln sollen Verstärkungen aufgeklebt werden, diese sind auch gestanzt... teilweise, hier musste ich mich mühselig an den schlechten Schnittstellen mit einem Teppichmesser heranarbeiten. Das muss alles nicht sein.

Das Konzept - Veränderungen

Die Clipper soll ein Anfängerboot darstellen und ist auch entsprechend gestaltet, allerdings werden hier Wege beschritten, die in meinen Augen nicht nachvollziehbar sind. Als einen ersten Verbesserungsansatz sah ich eine Veränderung des Ruders vor. Dieses wird in einer Messinghülse geführt, die nicht mittig im Boot, also durch den Kiel geführt wird, sondern seitlich an diesem vorbei. Befestigt wird das Ganze mit einem Stück Stoff, welches in Leim getränkt, ausreichend Stabilität bieten soll. Hier habe ich einfach den Kiel mit Restholz des Bausatzes verstärkt und dann mittig das Ganze durchbohrt. Warum dies nicht auch so im Bausatz vorgesehen ist, kann ich nicht nachvollziehen. Vermutlich, hier muss ich nun die oben begonnene Liste mit notwendigen Gerätschaften ergänzen, um den Hobbyisten nicht mit dem Kauf eines 4mm Bohrers zu belasten? Vermutlich!



Der Einsatz von Stoffstreifen als Befestigungselement scheint bei Aeronaut sehr beliebt zu sein, soll doch auch das Gewicht am Kielschwert mit Klebstoff und anschließender Stoffstreifen-Sicherung angebracht werden. In Anbetracht der Tatsache, dass ausgerechnet das Bleigewicht beim Segeln in Ufernähe Grundberührung haben könnte oder unsanft in den Ständer gesetzt wird, halte ich auch hier die gewählte Befestigungsart für ein Bausatzmodell für verbesserungswürdig. Zwar wollte Aeronaut durch den Einsatz einer Stahlbombe Jugendliche vor dem Kontakt mit Blei schützen, allerdings hätte man dann auch die Stahlbombe mit einer anderen Befestigungsart montieren müssen. Ich hätte mir eine Bombe gewünscht, die einen Schlitz in der Stärke des Kielschwertes gehabt hätte, um diese dann durch ein ebenfalls vorhandenes Loch in der Bombe mit dem Schwert verbinden zu können. Ich habe mich für eine Metallhalterung entschieden... sicher ist sicher, aber auch schwerer!
Übrigens; auch der Mast soll durch das Stoffgewebe Halt erfahren. Auch hier habe ich aus Restholz eine gründlichere Verbindung geschaffen.



Ich will meine 2,4 GHz-Empfänger nicht unter der Wasserlinie, oder knapp darüber, anbringen. Warum besitzt die Clipper einen Kabinenaufbau, der den Charme der 60er Jahre versprüht und völlig nutzlos ist. Warum hier keinen Raum schaffen für einen Empfänger. Vielleicht weil jedes Gramm, welches nach unten rutscht, zählt? Dann kann man den Aufbau auch weglassen. Ich werde den Boden des Kabine aufschneiden, in das Deck eine kleine Öffnung setzen und den Empfänger in die Kabine platzieren, vielleicht sogar noch mit zwei kleinen Ladebuchsen zusammen, damit man den Holzdeckel, der den Rumpf abdeckt, schön dicht verschließen kann.


Den Deckel nur mithilfe von Klemmbrettern zu befestigen, hielt ich aufgrund des Materials (Abachi) und der damit verbundenen Fragilität für sehr instabil. Da ich ohnehin noch eine Öffnung brauchte, um die Segel anzusteuern, kombinierte ich die benötigte Öffnung mit einem Verschlussmechanismus. Mal sehen, ob sich dies bewährt.

Aero-Naut Clipper, Baubericht und Erfahrungen Aero-Naut Clipper, Baubericht und Erfahrungen Aero-Naut Clipper, Baubericht und Erfahrungen

Als das Boot fertig war und auf Jungfernfahrt gehen sollte, wurde das Wetter schlecht - aus Modellbauersicht eher gut, denn es regnete und stürmte und so musste der lästige Platz am ungeliebten Basteltisch eingenommen werden. Das Ergebnis wurde ein neuer, etwas schnittigere Kabinenaufbau aus Balsaholz. Etwas größer als das Original, aber - so hoffe ich - ein wenig pfiffiger.


Der Aufbau ist fertig und der Empfänger passt hervorragend rein. Die Kabel werden durch eine kleine Öffnung, die gerade ausreicht, um alle benötigten alle Kabel zu fassen, zum Empfänger geleitet.


Steuerung

Mal ganz ehrlich! Etwas altbacken sieht die Clipper doch schon aus, finde ich. Der Hinweis, dass man das Schiff auch mit einer Fernsteueranlage ausstatten kann, die gezeigten Bilder, das Design und auch die Produktionsart lassen schon ein etwas älteres Konzept / Modell vermuten und so hatte ich schon von Anfang an den Wunsch, das Schiff mit verstellbarem Ruder und Segeln zu fahren. Wenn dies bei der sogenannten Footy-Klasse klappt, warum denn dann auch nicht bei einer Clipper, allerdings sei hier vorweggenommen, dass ich mit kleinen Booten, kleinen Servos und Umgestaltungen von Segelbooten wenig Ahnung habe.
Meine Hoffnung lag auf den sogenannten Microservos (siehe mein Bericht über die qualitativen Unterschiede dieser Winzlinge), die mir allerdings erhebliches Kopfzerbrechen bescherten.
Ich baute ein Brett aus leichtem Holz ein und montierte zwei Micro-Servos, eines für das Ruder, das andere mit einem langem Holzarm für die Segelverstellung. Dies bedingt allerdings auch ein paar Änderungen bezüglich der Seilführung.

Aero-Naut Clipper, Baubericht und Erfahrungen, Ruder- und Segelsteuerung mittels HS-55




Es ist geschafft!

Aeronaut Clipper - Baubericht und Erfahrungen mit der Clipper

Jungfernfahrt

Anfang August war es soweit. Die Clipper ging bei mittlerem Wind ins Wasser. Sie lag ausgezeichnet und hätte auch ruhig noch einen Akku zusätzlich vertragen, was sich auch problemlos nachrüsten lässt. Das war es aber auch schon mit dem Lob, denn die Lenkeigenschaften sind bescheiden. Hier werde ich in den nächsten Tagen einfach einmal ein größeres Ruder aus Holz oder Kunststoff basteln und es zum Einsatz bringen.

Nur einen Tag später - kurz vor der zweiten "Jungfernfahrt" habe ich aus Polystyrol ein verlängertes Ruder um das bestehende Originalruder der Clipper gebaut. Die zwei 1 mm starken Polystyrolplatten werden im vorderen Bereich noch durch ein das Originalruder umschließenden Träger (3 mm Polystyrol) geformt und gehalten. Theoretisch könnte dieses aufgesetzte Ruder auch wieder entfernt werden und mit dem alten weitergesegelt werden. Die Erfahrungen mit dem neuen Ruder waren aber derart beeindruckend, dass vorerst keine Veränderungen geplant sind.

Aeronaut Clipper - neues, vergrößertes Ruder


Die unten gezeigten Bilder entstammen der zweiten "Jungfernfahrt", da die Clipper mithilfe eines großen Ruders überhaupt steuerbar wurde.

Aeronaut Clipper Jungfernfahrt Aeronaut Clipper Jungfernfahrt Aeronaut Clipper Jungfernfahrt

Aeronaut Clipper Jungfernfahrt Aeronaut Clipper Jungfernfahrt



Fazit

Ich habe den Bausatz verbilligt bekommen, rund 30 Euro habe ich gezahlt, mehr hätte ich auch nicht akzeptiert. Warum wurde der Bausatz nicht in der Lasercut-Methode produziert? Vermutlich wegen des Preises. Dann hätte ich zumindest aber schon einmal ein Auge zugedrückt. Warum stellt man die Produktion nicht ein und schafft einen Bausatz, der den Einstieg in die Footy-Klasse ermöglicht, vielleicht sogar mit genaueren Angaben zum Einbau moderner Fernsteuerungen und Segeltipps? Es sollen doch Einsteiger in ein immer unbeliebteres Hobby gefunden werden. Ein schnittiges, pfiffiges Footy.

Wie bereits oben erwähnt, ist es die Summe der vielen kleinen Unstimmigkeiten, die mich eher betrübt auf den Bausatz blicken lassen. Es fängt an mit einem vom Bausatz abweichenden Bild auf der Verpackung (Fenster Kabine), über einen Rechtschreibfehler auf der Verpackung, über ein schräges Muster der Decksplanken, eine schlechte Stanztechnik, fragwürdige Befestigungen mittels Stoffstreifen..... ich mache es kurz: 

Hier meine Bitten:

Liebes aero-naut Team!
Schafft einen neuen Bausatz, der

- optisch schöner ist,
- der den Einstieg in eine Bootsklasse ermöglicht, die weit verbreitet ist (Footy)
- der qualitativ anspricht und die neuen Kunden an die Marke bindet
- der umfassend in das Hobby einführt
- der... jetzt seid ihr dran!
Danke!

Micro-Servos - Geiz ist ungeil!

Da ich in einem AFV Micro-Servos verwenden musste, jedoch die Kosten nicht in die Höhe treiben wollte, kaufte ich 4 Servos des Typs Modelcraft MC 1811 (Conrad) und verbaute diese in den Panzer. Ein Servo ließ sich bereits beim ersten Anschließen an den Empfänger nicht in Bewegung setzen, ein zweites wurde nach dem Einbau derart heiß, dass es kurz darauf gänzlich ausfiel. Aufgrund des Preises hatte ich vorsorglich gleich 4 gekauft und die zwei noch verbliebenen Servos in das Fahrzeug eingebaut. Hier verrichten sie auch ihren Dienst, jedoch trat damals ein Phänomen auf, welches ich zu diesem Zeitpunkt nicht deuten konnte. Nach Inbetriebnahme der Servos im Fahrzeug blinkte bei meinem Empfänger die rote LED. Ein Zeichen für eine unzureichende Stromversorgung und eine einhergehende Unterbrechung der Funkübertragung.

links: Modelcraft MC 1811     rechts: Hitec HS-55
Etliche Monate später baute ich ein Servo desselben Typs in meine RC-Ente ein und bemerkte, dass ich beim Bewegen des Ruders die Ente für kurze Momente nicht mehr steuern konnte. Auch hier blinkte die rote LED des Spektrum Empfängers. da es sich um ein Schiff handelt beunruhigten mich die Funkaussetzer schon weitaus mehr, als bei meinem Panzer, der problemlos "eingefangen" werden kann.
Als ich  nun in einem kleinen Segelschiff zwei MC 1811 Servos einbaute, trat dieses Problem in verschärfter Form auf. Ein Einsatz auf einem Gewässer wäre damit aber ausgeschlossen.
Ich begann, dem Problem auf den Grund zu gehen. Bei meinem Panzer trat das Problem bei der Verwendung zweier Servos seltener auf als bei meinem Segelboot, welches auch mit zwei Servos betrieben wird. Auch in der Ente war die Anzahl der Aussetzer geringer als im Segelboot aber häufiger als im Panzer.
Lange Rede, kurzer Sinn: Der Panzer wird mit einem 7,2 Volt Racing Pack betrieben, die Ente mit 6 AA-Zellen, das Segelboot mit 4 AA-Zellen. Beim Panzer wird der Empfänger mit dem BEC-Ausgang des Fahrregler versorgt.
Es hängt also mit der Stromversorgung zusammen. Die Modelcraft-Servos verbrauchen derart viel Strom, dass der Empfänger unterversorgt ist.


War dies das Aus für das Segelboot, welches aufgrund der Größe nicht mehr Zellen tragen kann? Aber wie machen das die Parkflyer, die Footys?
Nach weiteren Experimenten mit "großen" Standard-Servos, kam ich zu dem Schluss, dass es an den Servos liegen muss. Warum sollte man für 3,95 € auch etwas Hochwertiges erhalten?
Ich orderte zwei Servos der Firma Hitec Typ HS-55 für jeweils 11 € und baute diese in das Segelboot ein. Ich fasse mich kurz: 4 AA-Zellen, Spektrum Empfänger, wildes Bewegen der Steuerknüppel und... kein Ausfall, keine rote LED, keine Probleme!
Es waren zwar nur 3,95 € für die Modelcraft Servos, aber ich habe insgesamt 7 Stück kaufen müssen und viel Zeit investiert, um ein selbst geschaffenes Problem - geizbedingt - zu erkennen und zu lösen.
Geiz ist eben nicht geil!