Kölner Karnevalsmuseum - Ein Vormittag im Museum: Selten so....

selten so... selten so... ja, was eigentlich? Eigentlich fällt es mir schwer, das Erlebte in Worte zu fassen. Vielleicht muss ich etwas ausholen.

Wer aus dem Rheinland kommt und Karneval kennt, wer Karneval im Köln-Bonner-Raum kennt, wer an sich "jeck" ist, der weiß, um was es geht, der weiß, die Details zu schätzen und das große Ganze. Von den typischen Karnevalsliedern, die selbst im Hochsommer ein Kribbeln hervorrufen, an Weiberfastnacht die Kostümierten: vom i-Dötzchen bis zur alten Dame, die Funken, die Mariechen, der genervte Rettungssanitäter, alles gehört dazu und ergibt diese einmalige Mischung, die es vermutlich nur in Köln, in Bonn, im Rheinland gibt.

Meine Erwartungen an das Museum waren dahingehend, dass viele Details des eigentlichen, des karnevalistischen Geschehens zum Tragen kommen. Dass viel mehr Informationen zu den Epochen, den in diesen Epochen stattgefundenen Veranstaltungen, Zügen, Sitzungen, Reden und Anekdoten gezeigt würden. Eine bunte Mischung dessen, was man Karneval erlebt oder auch nicht, weil es hinter den Kulissen geschieht, aber zumindest in einem Museum dann zu Ehren derer genannt wird, die den Jecken das alljährliche Schauspiel ermöglichen. Aber nun zurück zu meinem Besuch:  Ich schritt auf einen Eingang zu, der so dunkel erschien, dass man die Befürchtung hatte, dass das Museum selbst an einem der wenigen Öffnungstage geschlossen sei. (2017 ohne Anmeldung geöffnet am: 18.03.2017, 01.04.2017, 09.09.2017, Quelle: Homepage Karnevalsmuseum, Stand 18.03.2017, Angaben ohne Gewähr)

Die Tür öffnete sich und hinter der Eingangstür trifft man auf eine Halle, die als Saal genutzt werden kann und bei meinem Besuch noch mit blauen Mülltüten angereichert war. Nun gut... warum auch für die wenigen Öffnungstage sich die Mühe machen... der "staatse kölsche Boor", der als Pappmaschee-Kamerad Wache hält, entlockte mir ein Schmunzeln. Nachdem man dann an der Kasse 6 Euro Eintritt pro Person bezahlt hat, steigt man eine Treppe hinauf und betritt die sich auf eine Ebene beschränkende Ausstellung. Dort erwarten einen viele Exponate, wenig Text, wenig Informationen, die die Komplexität des Themas Karneval widerspiegeln.

Wenn dann auch noch, wie am 18.03.2017 geschehen, einer der Monitore selbst 1 1/2 Stunden nach Öffnung noch nicht eingeschaltet war und sämtliche Kopfhörer, die die wunderbaren Weisen aus mehreren Jahrzehnten des Karnevals zum Besten geben sollen, nicht eingeschaltet sind und auch nicht eingeschaltet werden können, dann wird dem Karneval ein wichtiger Bestandteil geraubt und ein wahres Ereignis des Museums geht verloren... Och wat wor dat fröher schön doch in Colonia... 

Der Kassierer, ein älterer Herr urkölschen Typs, bemühte sich, dieses Problem zu beheben und versuchte telefonisch Verantwortliche zu erreichen... vergebens... die Besucher mussten auf die Hörproben verzichten! An ihm lag es nicht! Er hat sich wirklich bemüht!!!

Damit blieben den Besuchern nur die großen Mengen an Orden, an Deckblättern zu Karnevalsschlagern und wenige Dokumente, die Einblicke in den gelebten Karneval geben. Eine Staffelung von "schnell gelesen - Basisinfo" bis zu "tiefgründig eingearbeitet - Liebhaberwissen" gibt es nicht.

Was hätte ich mir gewünscht: Wie sahen Büttenreden in den verschiedenen Epochen aus - in Schrift, in Ton und Bild, wie umfangreich waren die Rosenmontagszüge vor 100 Jahren - in Zahlen, in Aufwand, in Zugwegkarten, was kostet die Session für das Dreigestirn - an Zeit, an Geld, wie laufen Planungen zu einem Rosenmontagszug ab? Das Ganze auf entsprechenden Stellwänden präsentiert, vielleicht auch mit einem karnevalistischen rot-weißen Faden. Das Museum - ohne Zweifel alles hochwertig gestaltet und designed, beste Glasvitrinen und optimal ausgeleuchtet - ähnelt eher einem öffentlichen Archiv, wobei die Exponate alle von bester Qualität sind, aber... . Aber vielleicht wurde meine hohe Erwartungshaltung auch nur durch den Namen ausgelöst,.. vielleicht hätte es eher... Festkomitee- und Karnevalsgesellschaften Museum heißen sollen.

Eine Reise durch den Karneval anhand der vielen Berichten, die im Archiv des WDRs noch schlummern, wäre doch kein großer Aufwand, warum aber Monitore bei denen das Bild ruckelt und Sachverhalte mit wenig Aktualität präsentiert werden? Der Kölner Karneval in der deutschen Presse (vom Kaiserreich bis heute) oder die Sichtweise aus dem Ausland. Eine Wand gestaltet mit den alljährlich karnevalstypischen Anzeigen in Tageszeitungen: "Minnie Mouse sucht Matrosen von Rosenmontag..." oder "Zahnprothese im Taxi am Samstag vom Gürzenich nach Ehrenfeld vergessen! Wer kann helfen?" All dies macht doch den Fasteleer auch nach den jecken Tagen aus! Wo waren die karnevalistischen Glanzleistungen... abgesagte Rosenmontagszüge, die dann durch Privatleute trotzdem organisiert wurden...? Ach ja, war ja nicht offiziell... vielleicht deswegen nicht ausführlich behandelt!?

Der Kölner - der rheinische - Karneval sucht in der Welt seines Gleichen, lasst dies auch für das Museum gelten... Köln kann das!

So großartig der "Fasteleer" auch ist, so ernüchternd empfand ich das Museum...ein bisschen wie Aschermittwoch, aber der gehört ja auch dazu... Alaaf!!!

Link - Homepage des Kölner Karnevalsmuseum