Warum Karneval einmalig ist - Ein kurzes Tagebuch karnevalistischen Treibens


Denjenigen, die das Phänomen kennen, braucht man vermutlich gar nicht zu erklären, was es heißt und wie man sich fühlt, wenn „et Trömmelche jeht“. Man muss raus und sobald man draußen ist, heißt es einfach genießen….

Wieverfastelovend…. Neben Rosenmontag der ultimative Tag an Karneval. Vom Kindergarten, über Schulen, Krankenhäuser und Verwaltungen es ist jeder verkleidet, ja selbst ohne Kostüm spielt man eine Rolle, das gilt bereits als verkleidet, als optisches Signal. Um 11:11 Uhr werden Rathäuser gestürmt, Schulen geben sich geschlagen und entlassen die Schülerschaft in den Straßenkarneval und dann gibt es kein Halten mehr.

Das Müllmonster - Alles aus Resten... Müll eben!
Von der Arbeitsstätte auf die Straßen und danach in die Kneipen. Für mich begann der Tag um 7:30 Uhr mit dem Anlegen des zuvor selbstgebauten Kostüms, späterer Wechsel in etwas "bequemeres"… ging der Tag bis knapp 3:00 Uhr nachts, dann war das Bett erreicht. Nach rund 19 Stunden auf den Beinen waren die brennenden Waden nur das kleinste Problem. Die Ohren sausten und das in Kneipen geltende Rauchverbot hat an Karneval keine Bedeutung, die Klamotten können der nächsten Müllverbrennungsanlage zugeführt werden. Schon an diesem Donnerstag war klar…. Noch mehr alte Freunde kann man in so kurzer Zeit gar nicht wiedersehen und so viel ausgelassene Freude sonst nie sehen. Schön war’s.

Karneval spontan - Feiern mit Freunden und den SIXPACKS (ein Insider der ganz besonderen Art)
Freitag: Ab in die Provinz… Karneval kann so einfach sein. Man schreibt ein paar nette Leute an und schon sitzt man bei fremden, herzlichen, kostümierten und gut gelaunten Jecken im Wohnzimmer und gerät in Stimmung. Dann geht es ab in eine festlich geschmückte Halle, Stimmung gut, Platz „ze danze“ und „ze schunkele“ und coole Tanzauftritte. Das Ganze bei echter kölsche Musik und eine Live-Band, die man so nur an Karneval auftreten lassen kann. Egal, einfach stimmungshebend. Um 3:00 im Bett, voher noch was gegessen. Die Stimme ist fast weg… die Beine… reden wir nicht davon.

Samstag: Zeit der Züge. Erst einen kleinen aber feinen Kinderumzug gesehen und hier wieder den Beweis dafür gehabt, dass „Fasteler“ immer funktioniert, trotz Wind und früher Nachmittagsstunden. Nach ca. 1 ½ Stunden wieder zuhause und Kostüm gewaschen, repariert und ergänzt. Um 19:00 parat gemacht, ab in einen Karnevalsabend, der einfach schön war. Tolle lokale Tanzgruppen, nette Leute, viele nette Menschen wiedergetroffen und kennen gelernt und „jedanzt“. Die Beine! Um 3:15 Uhr ging die Musik aus, um 4:30 Uhr im Bett gewesen. Geil!

Bad Godesberg - Karneval mit Aach und Krach - Ein Wimmelbild... wo bin ich?
Sonntag: Treffen mit Freunden, die aus den USA immer mal wieder in die Heimat kommen, um dort dem Frohsinn zu frönen. Der Bad Godesberger Umzug stand auf dem Programm. Knapp 2 Stunden mit Kamelle bombardiert worden und sich über Polizisten gefreut, die versuchten vor alten Herren und Damen aus dem Zug zu flüchten, die sie „bützen“ wollten. Danach in eine Seitenstraße gegangen, wo eine Band auf der Straße „kölsche Leedcher“ zum Besten gaben. Und hier wieder das Phänomen Karneval. Der Zug war vorbei, die Straße voller Leute, die ausgelassen zur Musik tanzten.

Bonn Orange - die Herren mit Geduld und Witz... Danke!
„Bonn Orange“ rückte an, um schnell die Spuren des Zuges zu entfernen, aber es war kein Durchkommen. Kein Problem, da stellt man die Fahrzeuge ab, die Polizei, vertreten durch zwei ältere Herren, die schunkelnden und mitsingend die Sache voll im Griff hatten, regelt auf sympathische Art und Weise den weiteren Verlauf. Einer ging zur Band, stellte sich vor diese und das Publikum und hob den Daumen: Noch ein Lied… „In unserm Veedel“. Stimmung pur. Danach friedliches Auseinandergehen und Entsorgen der Reste. Bilder mit Bonn Orange als Dankeschön! Nach knapp 7 Stunden wieder zuhause.

Rosenmontag: „Aanjetrocke“, „parat jemaat“ un „aff“. Der Bonner Rosenmontagszug und danach ab in die Nordstadt. Grundsatz: Alleine losziehen und gemeinsam Spaß haben. Um 10:00 Uhr im Auto, um 11:30 Uhr am Marktplatz und siehe da, trotz Verkleidung einen alten Studienkollegen aus Bonn getroffen; ein Löwe, dem Kostüme nach! Zu einer Gruppe Jecke gesellt und schon war eine illustre Runde entstanden, die die knapp 4 Stunden schunkelnd, singend und vor allem Kamelle sammelnd verbrachte.

Hier auch immer wieder eine Empfehlung: Augen auf und zuhören! Unglaublich welch kabarettistischen Einlagen im Karneval kostenfrei geliefert werden. Hier eine kleine Auswahl:
Rosenmontagszug Bonn 2017, Moderator am Rathaus: „[…] Wenn du ein Einhorn sein willst, dann sei ein Einhorn […]“
Rosenmontagszug Bonn 2017, Zwei Frauen, Mitte 40, ohne männliche Begleitung, eine als Erdbeere verkleidet, die andere als Traube, beide schon schwer angeschlagen. Traube: „.. Ich hab ihm jetzt unser Bild geschickt…“, Erdbeere: „… Was… (irritiert) Was hast du gemacht… Welches Bild?“, Traube: „…Selfie, eben…“, Erdbeere: „… An… Mein Mann weiß doch gar nicht, dass ich hier bin…“, Traube: „… Man erkennt dich doch gar nicht…“, Erdbeere: „… Ich bin froh, dass er weg ist…“, Traube (fängt an zu singen): „ Nee, Marie, isch bin kein Mann für eine Nacht, Nee….“
Pärchen - Das Mädchen: Minnie Mouse, verheult, vom Regen ebenfalls gezeichnet, Der Junge: leicht schwankend in versifftem Ganzkörper-Bärenkostüm, am Straßenrand Nähe Stadthaus, Rosenmontag gegen 20:00 Uhr, Sie: „… du hast die ganze Zeit das Reh angestarrt, du hast gar nicht aufgehört…“, Er: „… Welches Reh, die Blonde…?“, Sie: „ … Und dann warst Du lange auf dem Klo, wo war sie…?“, Er: „…Egal! Ich war pissen…“, Sie: „… Du bist ein Arsch…“, Er: „… Nee, Bär… ach leck mich doch…“; Sie läuft heulend weg.
Älteres Ehepaar auf einem Treppenabsatz in der Altstadt (Loriot hätte die beiden geliebt): Er: „… Et hätt mii Musik sinn künne…“, Sie: „…Jooo, mer Kölsch uch…“, Er: „… Die Kamelle bruch keener…“, Sie: „… Zuvill…“, Er: „…Un de Prinzenwaagen is uch immer de glieche…“, Sie: „…Joo, is halt su…“
Rettungswagen, Rosenmontag Bonn, ca.: 20:30 Uhr, Innenstadt: Rettungsassistent zu einem völlig abgestürzten Clown, der sich auf die Rollbare legen soll: "... Heben Sie die Beine..." Clown: "..Ähhh Ehhh Ahhh...", Rettungsassistent: "... DIE BEINE...", Clown: ""..Ähhh Ehhh Ahhh...", Rettungsassisten: "... DIE ZWEI BEINE, Sie haben doch ZWEI!...", Clown hebt beide Arme und sagt: "...Zwwweeiiiii...", Verzweiflung beim Rettungsassistent, der aufgibt und zum zweiten Rettungsassistent sagt: ".... Komm, wir setzen ihn hin, der kotzt eh gleich..."
Danach ab in die Kneipen, eine traditionelle Stammkneipe „Stachel“ … die gute, alte Zeit… muss sein. Diese füllte sich zwar nur zaghaft, ermöglichte aber störungsfreies Tanzen, Schunkeln und „Polonaisieren“. Innerhalb kürzester Zeit bildete sich so eine nette Gruppe, die sich stetig veränderte und ergänzte. Schön war’s. Danach ab ins Auto.

Karneval ohne Alkohol: Kein Problem!!! Was? Auto? Ja! Kein Alkohol… die gesamte Zeit… völlig problemlos und mit viel Spaß. Das einzig bedenkliche dabei ist, dass man von Leuten, die kostümiert herumstehen, gefragt wird, wie man Karneval ohne Alkohol aushält. Vermutlich dieselben Menschen, die in der Ehe auch dem Alkohol frönen, um die Beziehung durchzustehen… Dann lasst es doch!

Da das Wetter ein längeres Verweilen vor den Kneipen nicht zuließ, ging es ab nach Hause. Dort noch einmal in eine Kneipe rein und um 23:00 Uhr die Sache beendet.